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12 Partizipation

Partizipation ist ein zentraler Schlüssel für die Umsetzung erfolgreicher Entwicklungs- und Bildungsprozesse, wie wir sie im gleichnamigen Kapitel beschrieben haben, denn ohne aktive Beteiligung der Kinder kann Bildung nicht erfolgreich vermittelt werden. Das Mitwirken, Mitgestalten und Mitbestimmen der Kinder an den Entscheidungen, die ihre Person und alle sie berührenden Angelegenheiten betreffen, ist damit nicht nur wünschenswert, sie ist essenziell und sogar Pflicht, wie auch die UNO-Kinderrechtskonvention in Artikel 12 festgehalten hat.

«Jedes Kind möchte sich willkommen fühlen und sich ab Geburt beteiligen.»
Orientierungsrahmen für frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung in der Schweiz

Partizipation ist das Fundament einer demokratischen Gesellschaft. Sie eröffnet den Kindern vielfältige Lernerfahrungen, fördert ihr Selbstbewusstsein und damit ihre Resilienz, stärkt ihre soziale Kompetenz und ihr Verantwortungsbewusstsein für sich selbst und die Gesellschaft. Kinder erhalten Freiräume, lernen für ihre eigenen Ideen, Bedürfnisse und Wünsche selbstbestimmt einzustehen und damit auf reale Entscheidungen und Entscheidungsverfahren wesentlich Einfluss zu nehmen.

«Partizipation heißt, Entscheidungen, die das eigene Leben und das Leben der Gemeinschaft betreffen,
zu teilen und gemeinsam Lösungen für Probleme zu finden.»
Richard Schröder

Partizipation ist somit eine Grundhaltung, die wir in den Kindertagesstätten von Familycare Basel mit Überzeugung pflegen. Wir wünschen die Beteiligung der Kinder nicht nur, wir fördern sie vielmehr aktiv. Wir gewährleisten ein sicheres Umfeld und eine vertrauensvolle Bindung zu den Betreuungspersonen, damit die Kinder sich offen, mutig und selbstsicher einbringen können. Wir nehmen die Beiträge und Impulse der Kinder ernst und integrieren ihre Bedürfnisse, Meinungen und Anliegen aktiv in die Alltagsgestaltung. Kompetenzen wie Neugier, Spontaneität, Fantasie, Kreativität und Begeisterungsfähigkeit, die im kindlichen Alter stark ausgeprägt sind, beeinflussen gemeinsame Entscheidungsprozesse bedeutsam. Mit der Erteilung von Entscheidungsraum und -befugnis und dem damit verbundenen Wunsch der Betreuungspersonen nach aktiver Mitwirkung der Kinder, bringen wir das Machtverhältnis zwischen Erwachsenen und Kindern in ein Gleichgewicht. Wir bemächtigen Kinder selbst- und mitbestimmt ihr Leben und ihre Zukunft zu gestalten.

Eine zentrale Bedeutung der Beteiligung der Kinder im Alltag der Kindertagesstätten nehmen die regelmässig stattfindenden Kindersitzungen ein. Gemeinsam werden anhand von gezielten Fragestellungen Themen besprochen, die die Kinder betreffen. Die Betreuungspersonen lassen sich zusammen mit ihnen auf einen ergebnisoffenen Prozess ein. Orientierung bietet ein immer ähnlicher Ablauf und eine Struktur, die Kinder ermutigt Gefühle, Bedürfnisse und Anliegen auszudrücken und mitzuteilen. Jedes Kind kann sich, wenn es möchte, beteiligen. Im Partizipationsprozess erleben Kinder die Wichtigkeit dessen, was sie sagen und tun. Sie leisten einen Beitrag zum Ergebnis und erleben sich als Teil der Gemeinschaft. Diese positiven Selbstwirksamkeitserfahrungen stärken ihr Selbstvertrauen und ihre Freude an weiteren Prozessen aktiv mitzuwirken.


Partizipation – Handlungsleitlinien in den Kindertagesstätten von Familycare Basel


Kommunikation und Methodik

  • Alters- und entwicklungsgerechte Teilhabe und Mitwirkung
  • Wertschätzendes, transparentes und offenes Kima
  • Präsenz und Interesse
  • Dialog auf Augenhöhe
  • Aktives Zuhören, Augenkontakt
  • Verbaler Kontakt (aussprechen lassen, wiederholen, nachfragen, offene Fragen stellen, Fragen beantworten)
  • Beachtung und Berücksichtigung nonverbaler Signale
  • Individuelles Wahrnehmen und Eingehen auf Anregungen und Bedürfnisse der Kinder
  • Integration der Beiträge der Kinder in die Alltagsgestaltung
  • Gemeinsam erarbeitete, transparente Kommunikations- und Feedbackregeln
  • Strukturierte Abstimmungsprozesse
  • Kindersitzungen
  • Anregung von Meinungsbildungsprozessen
  • Gruppenangebote, gruppenübergreifende Angebote
  • Gemeinsame Rituale
  • Kontinuierlicher Austausch und Reflexion im Team und mit den Eltern/Erziehungsberechtigten


Partizipationskultur

  • Feste Verankerung der Partizipationskultur im Alltag
  • Förderung der aktiven Mitbestimmung durch adäquate Strukturen
  • Ausbildung der Betreuungspersonen (Rechte der Kinder, Wichtigkeit von Partizipation)
  • Wertschätzende Atmosphäre, respektvoller Umgang
  • Einfühlungsvermögen und Rücksichtnahme
  • Reflexion des Machtverhältnisses zwischen Erwachsenen und Kindern
  • Wertfreie Haltung
  • Vertrauen in die Kompetenzen der Kinder (Beteiligung zutrauen)
  • Vorbildfunktion der Betreuungspersonen


Partizipationsbereiche

  • Wahl der Betreuungspersonen und Spielpartner
  • Tages- und Wochenplanung
  • Projektgestaltung
  • Begleitete Bildungsangebote, freies Spiel
  • Spielbereich, Spielmaterialien
  • Schlaf-, Ernährungs- und Hygienesituationen