Skip to main content

16 Ein-, Aus- und Übertritte

Entwicklung, Veränderung und beständiger Wandel prägen unser Leben. Einen solchen, grossen Wandel erleben die Kinder beim Eintritt in die Kindertagesstätte. Er stellt für sie einen Übergang aus einem zuvor zumeist rein familiären Umfeld auf einen völlig neuen Lebensabschnitt, -rhythmus und -inhalt dar. Es ist deshalb von tragender Bedeutung, dass erwachsene Personen die Kinder bei diesem Übergang sorgsam begleiten und ihnen die nötige Zeit geben, diesen zu bewältigen.

In dieser Übergangsphase müssen sich die Kinder in zumeist recht kurzer Zeit auf neue Lebensbedingungen einstellen. Diese beinhalten eine weitere Bezugsperson, neue Orte, Strukturen und Anforderungen. Sie können Vorfreude, Neugier und Stolz, aber auch Ängste, Trennungsschmerz und Unsicherheiten auslösen. Für die Kinder ist diese Phase deshalb Chance und Herausforderung zugleich, sich in einer neuen Lebenssituation zurechtzufinden und sich dort einen Platz in der Welt zu erobern. Zwar steigen die Anforderungen an die Kinder in dieser Phase massiv, gleichzeitig erhalten sie aber auch die Möglichkeit, intensive Entwicklungsschritte zu machen und ihre Identität und ihre Resilienz zu stärken. Sie können und sollen die Sicherheit erwerben, um offen, neugierig und positiv auf Veränderungen zu reagieren, was sich nur förderlich auf ihren späteren Umgang mit Veränderungsprozessen in ihrem Leben auswirken kann.

Für die Kinder ist der Übertritt in die Kindertagesstätte Chance und Herausforderung zugleich,
sich in einer neuen Lebenssituation zurechtzufinden
und sich dort einen Platz in der Welt zu erobern.

Damit der Übergang gelingt, sind Kinder, Betreuungspersonen und Eltern gleichermassen gefordert. Für die Betreuungspersonen bedeutet dies, dass sie behutsam und sensibel eine zuverlässige Beziehung zu den Kindern aufbauen und diese stets aufmerksam, emphatisch und verlässlich begleiten. Sie übernehmen die Verantwortung für die Betreuung der Kinder in der Kindertagesstätte, bieten ihnen Sicherheit und Stabilität, unterstützen sie Neues zu erkunden und herausfordernde Situationen zu meistern. Dabei unterscheiden wir zwischen den Betreuungspersonen und der jeweiligen Bezugsperson. Alle Kinder in den Kindertagesstätten von Familycare Basel werden von einer persönlichen Bezugsperson begleitet, die eine enge Bindung des Vertrauens aufbaut und ein tieferes Verständnis für die Persönlichkeit, die Vorlieben und die Entwicklungsbedürfnisse der Kinder gewinnt. Während der Eingewöhnung und der folgenden Kita-Zeit übernimmt sie die Gesamtverantwortung  für die Begleitung, Betreuung und Erziehung der Kinder. Kontinuierlich beobachtet und reflektiert die Bezugsperson das Verhalten der Kinder und tritt mit den anderen Betreuungspersonen in den Austausch über die Entwicklung, die Vorlieben und die Bedürfnisse der Kinder. Ihre Wahrnehmungen lässt die Bezugsperson fortlaufend in die Alltagsgestaltung einfliessen und dokumentiert sie im persönlichen Portfolio-Ordner der Kinder. Regelmässig ist sie im Dialog mit den Eltern und steht ihnen als Ansprechperson für ihre Anliegen zur Verfügung.

Die Eltern sind in dieser Übergangsphase durchaus ebenfalls emotional gefordert. Sie geben einen Teil ihrer Verantwortung für ihre Kinder an die Betreuungspersonen ab und müssen sich gleichzeitig auf eine veränderte Familien- und Lebenssituation einstellen. Auch sie unterstützen die Kinder, sich in der neuen Welt zu orientieren. Sie geben ihnen insbesondere die Sicherheit, dass die Beziehung zwischen ihnen im Kern unverändert bleibt und dass ihr Zuhause eine sichere, zuverlässige Basis bleibt, in die sie jederzeit zurückkehren können.

Ein positiv erlebter Eintritt in die Kindertagesstätte stärkt die Kinder für zukünftige Übergänge. Insgesamt ist eine sorgfältige Vorbereitung und ein Miteinbezug aller Beteiligten entscheidend, damit die Übergangsphase und damit die Erziehungspartnerschaft gelingen.


Eingewöhnung in die Kindertagesstätte

Bei Familycare Basel wird diesem Übergang der Kinder von einem familiären Umfeld in einen ausserfamiliären Lern- und Lebensort des Kindes besonders hohe Aufmerksamkeit beigemessen.

Ziel und Zweck der Eingewöhnung in die Kindertagesstätte ist, dass die Kinder und ihre Eltern behutsam die neuen Betreuungspersonen, die Strukturen und die fremde Umgebung kennenlernen. Die Kinder bauen eine sichere Bindung zur neuen Bezugsperson auf und fühlen sich in der Kindertagesstätte geborgen und sicher. Eine feinfühlige und bedachte Eingewöhnung ist wichtig, um Vertrauen zwischen der Familie und den pädagogischen Betreuungspersonen aufzubauen. Sie fördert eine gute Zusammenarbeit der Betreuungspersonen mit den Eltern, schafft Transparenz und Offenheit. Die beiden Lebens- und Lernorte der Kinder werden behutsam miteinander verbunden.

Die Kindertagesstätten von Familycare Basel lehnen sich bei der Eingewöhnung neuer Kinder an das Berliner Eingewöhnungsmodell infans an. Das Konzept teilt die Eingewöhnung in fünf Phasen auf:

1. Eintrittsgespräch
Das Erstgespräch ist der Auftakt zu einer gelingenden Erziehungspartnerschaft zwischen den Eltern und der Bezugsperson der Kinder und somit von entscheidender Bedeutung. Die Eltern werden von der Bezugsperson über die einzelnen Phasen der Eingewöhnung, konkrete Handlungshinweise, den weiteren Verlauf sowie Gruppenabläufe des pädagogischen Alltags informiert und sensibel auf den Ablösungsprozess vorbereitet. Sie können ihre Erwartungen, ihre Anliegen und ihre Vorstellungen zum Übergang in die Kindertagesstätte äussern. Die Bezugsperson erhält im Eintrittsgespräch wichtige Informationen über die Entwicklung, die Interessen, Gewohnheiten und Vorlieben der Kinder sowie die familiäre Situation. Sie arbeitet eng mit den Eltern zusammen und stimmt sich zum Wohl der Kinder gut mit ihnen ab. Eltern tragen mit einer positiven Grundeinstellung zum neuen Lernort der Kinder zu einem reibungslosen und sanften Übergang in die Kindertagesstätte bei.

2. Grundphase
An mindestens drei Tagen begleitet je ein Elternteil die Kinder für 1-2 Stunden in der Kindertagesstätte. Die Eltern kennen ihre Rolle und Aufgabe während dem Eingewöhnungsprozess und werden als gleichberechtigte Partner miteinbezogen. Sie geben den Kindern mit ihrer Präsenz Sicherheit und Halt in der fremden Umgebung. Die Bezugsperson nimmt achtsam Kontakt mit jedem Kind auf, lernt es kennen und schenkt ihm seine emotionale Zuwendung, unter Berücksichtigung der kindlichen Signale.

3. Trennungsversuch
Nach der Ankunft in der Kindertagesstätte werden die Kinder durch die Bezugsperson begrüsst und wichtige Informationen mit den Eltern ausgetauscht. Nach einer gemeinsamen Zeit in der Kindertagesstätte verabschieden sich die Eltern. Die Rückkehr der Eltern erfolgt in Absprache mit der Bezugsperson spätestens nach 30 Minuten. Nach dem ersten Trennungsversuch reflektiert die Bezugsperson mit den Eltern die jeweiligen Beobachtungen und vereinbart gemeinsam mit ihnen die Gestaltung der nächsten Trennungszeit.

4. Stabilisierungsphase
Die Trennungszeit wird ausgeweitet und die Bezugsperson übernimmt immer mehr die Betreuung der Kinder. Schrittweise leitet sie die Einbindung der Kinder in den Kita-Alltag sowie das Kennenlernen der anderen Betreuungspersonen der Gruppe ein.

5. Schlussphase
Die Kinder bleiben für einen längeren Zeitraum in der Kindertagesstätte. Sie lassen sich von der Bezugsperson betreuen, bei Bedarf auch trösten.

Die Betreuungszeiten der Kinder werden im Anschluss an die Eingewöhnungsphasen kontinuierlich erweitert. Aus pädagogischer Sicht empfiehlt Familycare Basel in der Anfangszeit verkürzte Betreuungstage.

Im Anschluss an die Eingewöhnung erhalten die Eltern die Einladung zum ersten Entwicklungsgespräch nach drei Monaten. Die Beobachtungen der Bezugsperson und der weiteren Betreuungspersonen, wie sie die Kinder in der Gruppe erleben, die Übergabesituationen am Morgen und Abend sowie die Veränderungen seit dem Eintritt in die Kindertagesstätte werden gemeinsam besprochen.